Mittwoch, 21. November 2012

Offener Brief der freien Träger der Kinder- und Jugendhilfe Magdeburgs

Wir dokumentieren an dieser Stelle einen Offenen Brief des StadtJugendRings Magdeburg, der hier veröffentlich wurde und dort auch unterzeichnet werden kann. Wir unterstützen diese Petition und fordern eine andere Politik in dieser Stadt!


Liebe Kinder, Jugendliche und Eltern,

mit großem Bestürzen haben wir die Kürzungsvorschläge der Verwaltung des Jugendamtes zum Haushalt 2013 zur Kenntnis genommen. Wieder sollen bei den in der Jugendhilfe tätigen freien Trägern weit über 300.000 Euro einspart werden. Dies ist aus Sicht der Aktiven in der freien Kinder- und Jugendhilfe Magdeburgs auf gar keinen Fall möglich.

Bereits im Jahr 2012 gab es einen erbitterten Kampf um die notwendigen Gelder, die unentbehrlich sind, um eine qualitativ hochwertige Arbeit zu ermöglichen. Die freien Träger stimmten damals erheblichen Kürzungen unter der Voraussetzung zu, dass es sich um einen einmaligen Prozess handele. Die Stadtverwaltung hat die Einschnitte im Jahr 2012 deutlich mit deren Einmaligkeit beworben und nachdrücklich versichert, dass es 2013 keine Kürzungen geben wird.


Viele von euch haben sich an unseren Diskussionsrunden damals beteiligt und uns sehr deutlich gesagt, was diese Einsparungen für euch bedeuten. Gemeinsam ha-ben wir dieses schwierige Jahr gemeistert. Wir danken euch für euer Verständnis, eure Tatkraft und euer ehrenamtliches Engagement, ohne das es für uns noch schwerer gewesen wäre.

Die angespannte finanzielle Situation der freien Träger der Kinder- und Jugendhilfe im Jahr 2012 hatte zur Folge, dass es erhebliche Einbußen für euch, die Kinder und Jugendlichen der Stadt Magdeburg gab. Die Mittel für Ferienfreizeiten wurden gekürzt, und so konnten viele Kinder und Jugendliche nicht in die Ferien fahren. Ihnen und ihren Eltern fehlte schlichtweg das Geld. Ausflüge wurden gestrichen und Projekte, die Kindern und Jugendlichen zum Kompetenzerwerb dienen sollten, wurden nicht durchgeführt. Die dringend notwendige Beschaffung vieler Einrichtungsgegenstände, wie Stühle, Tische und weiterer Dinge musste auf das Jahr 2013 verschoben werden. Der Verschleiß an Einrichtungsgegenständen in den Einrichtungen ist groß, weil die Sachen täglich von vielen genutzt werden. So wurden sozialpädagogische Fachkräfte zu Hausmeistern und dort, wo es nichts mehr zu retten gab, mussten wir Gegenstände aussortieren.

Sollte es im Jahr 2013 tatsächlich wieder zu den Kürzungen kommen, hätte dies aus unserer Sicht folgende Konsequenzen:
- Die Einschränkung der Einrichtungsöffnungszeiten!
- Den erneuten Wegfall von Ferienfreizeiten! Sehen wir uns dann gemeinsam Bücher vom Harz an?
- Der Wegfall von Tagesausflügen innerhalb und außerhalb von Magdeburg! Googeln wir dann, was die Welt außerhalb
Magdeburgs bereit hält?
- Den Wegfall von Projekten zum Kompetenzerwerb, zum Beispiel von Demokratieprojekten!
- Den Wegfall von Präventionsprojekten, zum Beispiel von legalen Graffitiprojekten! Welche Flächen suchen sich die
Jugendlichen dann?
- Defekte Einrichtungsgegenstände werden nicht ersetzt! Bringen Kinder und Jugendliche dann ihre eigenen
Sitzgelegenheiten mit?
- Wichtige Gesprächspartner stehen bei Problemen nicht mehr zur Verfügung! Wer hilft und antwortet dann?
- Die Trägerlandschaft wird schrumpfen! Weniger Möglichkeiten und Vielfalt bei den Angeboten sind die Folge!
- Die Fachkräfte, die wir dringend brauchen, wandern ab!

Eine langfristige Jugendhilfeplanung ist ohne eine gute finanzielle Ausstattung nicht möglich. Das kurzsichtige Einsparen trägt zur weiteren Verbreiterung der Kluft zwischen armen und reichen Kindern und Jugendlichen bei. Die Jugendhilfe soll aber im Sinne des Gesetzes Angebote für alle Kinder und Jugendlichen bereithalten, egal mit welchem Hintergrund, egal woher sie kommen.

Die Stadt hat erkannt, dass mehr Kindertagesstätten gebraucht werden und dafür sofort Mittel gefunden. Sie hat entdeckt, dass mehr Schulen benötigt werden und dafür sofort Mittel gefunden. Sie sollte daher auch erkennen, dass die Kindergartenkinder und Schüler auch die Besucher unserer Einrichtungen sind. Sie brauchen Erfahrungsräume und Bezugspersonen, die neben Kindergarten, Schule und Elternhaus sichere Anlaufpunkte für sie sind und bleiben. Deshalb braucht unsere Landeshauptstadt verlässliche Strukturen in der Kinder- und Jugendhilfe.

Wir wünschen den Kindern und Jugendlichen in Magdeburg, dass die Stadtverwaltung, der Jugendhilfeausschuss und der Stadtrat erkennen, dass sie die Zukunft sind.

Deshalb sagen wir nein zu weiteren Kürzungen!

StadtJugendRing Magdeburg e. V.

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