Die
Volksstimme brachte am 14.05.2013 in ihrer Print- sowie ihrer
Online-Ausgabe ein Portrait über eine gewisse Hedwig Freifrau von
Beverfoerde. Auf einer dreiviertel Seite und, für Volksstimme-Artikel ungewöhnlich ausschweifenden 3 Seiten online, wurde von Beverfoerde
Platz einberaumt, unwidersprochen ihre rückwärtsgewandten und
menschenverachtenden Theorien zu verbreiten und zu popularisieren.
FundamentalistInnen in der CDU: C wie Katholiban
Unter
dem Titel »Homo-Ehe? “Dann trete ich aus der CDU aus“« wettert sie
gegen die Öffnung der Ehe für Homosexuelle. Dass es inzwischen auch einigen CDU-Granden dämmert, dass demnächst wohl das
Bundesverfassungsgericht die völlige rechtliche Gleichstellung von
Eingetragener Lebenspartnerschaft – ohnehin schon Homo-Ehe genannt –
und Ehe fordern wird, ist ihr ein Dorn im Auge, da es ihrer Ansicht
nach »das in der Union vielbeschworene christliche Menschenbild«
endgültig abschaffen würde.
Hedwig von Beverfoerde ist niemand Unbekanntes. Sie saß bereits mehrmals in Talkshows des öffentlich-rechtlichen Fernsehens und propagierte dort ihre erzkonservativen Ansichten zu Kindern, Familie oder eben Homosexualität. Sie schreibt für marktradikale Medien, wie die von AntifeministInnen hofierte »Freie Welt«, das konservativ-katholische »kath.net«, publiziert unter Zuhilfenahme von NS-Rhetorik in der »Welt«, und ist Sprecherin der reaktionären »Initiative Familienschutz«, die sich um die Pflege des Rollenbildes der Hausfrau und Mutter in Abhängigkeit eines erwerbstätigen Mannes bemüht.
Der
Volksstimme entnimmt man nun, dass die Katholikin an ihren
»Grundwerte[n]« festhielte, und das obwohl der »Meinungstrend in der
Gesellschaft gerade umschwenkt«. Das hört sich beinahe schon heroisch
an. Tapfer geradezu, wahr und aufrichtig. Und genau diesen Eindruck
versucht der Autor Christopher Kissmann den Leser*innen zu vermitteln,
indem er der ersichtlich Homophoben wohlwollende Textpassagen
zuschustert, die ihre vermeintliche Objektivität in der Debatte
untermauern sollen. So meint Kissmann über von Beverfoerde: »Sie wird
nicht laut, sondern argumentiert sachlich«.
Ich habe nichts gegen Homosexuelle, aber...
Doch
die attestierte Sachlichkeit ist keine. Natürlich will von Beverfoerde
»absolut nichts gegen Homosexuelle« haben. Wäre da nicht die verflixte
Aversion gegen sie.
In
dem Artikel beruft sie sich auf das biologistische Argumentationsmuster
der »Natur des Menschen«, predigt von einer göttlichen Ordnung der
Geschlechter und stellt Homosexuelle und andere nicht-heteronormative
Lebensweisen indirekt als widernatürlich, als abnormal und letztlich als
bekämpfenswert dar. Hier werden eindeutig Grenzen überschritten, die
wir nicht unwidersprochen lassen können. Die Volksstimme macht sich die
altbewährte »Das wird man doch wohl noch sagen dürfen«-Rhetorik als
Feigenblatt für die Publikation eines religiös-fundamentalistischen
Weltbilds zu Nutzen.
Dass
die Katholiban und andere reaktionäre Kräfte in der Debatte um die
Gleichstellung homosexueller Lebensweisen in pawlowscher Manier Gift und
Galle spucken, ist hinlänglich bekannt. Ein Blick nach Frankreich
genügt, wo Homosexuelle auf offener Straße krankenhausreif gepügelt
werden, wie der Pariser Wilfred de Bruijn, nur weil er mit seinem
Partner Arm in Arm durch die Stadt spazierte. Nun reiht sich auch das
sachsen-anhaltinische Blatt in die Reihe derjenigen ein, denjenigen eine
öffentliche Stimme zu verleihen, die Wasser auf die Mühlen der
HomohasserInnen sind und ebnet damit den Weg für eine weitere
Radikalisierung der Ewiggestrigen.
Die
Rolle der Volksstimme als lokales Organ des konservativen Backslashs,
der seit einiger Zeit beobachtet werden kann, fällt uns nicht zum ersten
Mal auf. Bereits im August 2012 druckte sie in ihrer Print-Ausgabe
einen Leserbrief ab, der vor homophoben Ressentiments, Xenophobie,
Opfermythos und einem völkischem Sprachduktus nur so strotzte.
HomohasserInnen raus aus den Medien
Der
Theologe David Berger forderte unlängst in einem Artikel »Homohasser raus aus den Talkshows!«. Wir möchten diese Forderung aufgreifen und
weiter generalisieren: Nicht nur aus den Talkshows – HomohasserInnen raus aus den Medien.
Auch
aus der Volksstimme. Denn Hetze, Diffamierung, Beleidigung und
Abwertung von Minderheiten sind keine Meinung. Es sind
Grenzüberschreitungen, die ohnehin schon Marginalisierte weiter stigmatisieren und ausgrenzen
sollen, um die eigenen bequem – denn zumeist durch glückliche Geburt –
erlangten Privilegien nicht hinterfragen zu müssen. Es zeugt entgegen
des sofort aufkommenden Zensur-Geheules eben nicht von Ausgewogenheit in
Diskussionen und Debatten, wenn Leute eingeladen werden oder ihnen eine
Plattform gegeben wird, um anderen ihre Natürlichkeit und einen Teil
ihres Menschseins abzusprechen. Es ist nicht sachlich Hass gegen
Personen salonfähig zu machen. Und vor allem ist es keine Zensur.
Sondern wäre ein Bekenntnis dazu, die bei weitem noch nicht
gleichgestellte Situation von NichtheteropartnerInnenschaften, nicht
weiter gesellschaftlich akzeptiert zu torpedieren und aus Profitgier
reißerische Storys abzudrucken.
Insofern
erwarten wir eine Entschuldigung von der Volksstimme sowie das
Versprechen, Menschen aus der LSBTI-Community Platz für ihre eigenen
Ausführungen zum Thema in mindestens gleichem Umfang zur Verfügung zu
stellen.
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