Freitag, 20. März 2015

Griechenland, SYRIZA und Widerstand von unten

In der kommenden Woche finden zwei interessante Veranstaltungen zu Griechenland, SYRIZA und der politischen Situation im Land und Europa nach der Wahl statt, auf die wir hier gerne hinweisen möchten. Solidarity4All! 
1. Politikwechsel mit Syriza - Griechenland nach der Wahl
24.03. Dienstag 18.00 Uhr I Vortrag und Diskussion
mit Dominic Heilig (DIE LINKE), Politikwissenschaftler, Journalist, Berlin
im RLS Seminarraum, Ebendorfer Str.4, 39108 Magdeburg



2. Griechenland: Widerstand von unten und selbstorganisierte Daseinsvorsorge

26.03. Donnerstag 19.00 Uhr
mit Aktivist*innen des Netzwerks "Solidarity4All" (Athen) und den "Kliniken der Solidarität" ( Thessaloniki)
BUND - Olvenstedter Straße 10

Projekte der sozialen Selbsthilfe schossen in Griechenland in den letzten Jahren wie Pilze aus dem Boden - vor allem in den verarmten Vierteln der Städte und Großstädte, aber auch auf dem Land. Mit dem Zusammenbruch der sozialen Sicherungssysteme für immer breitere Bevölkerungsschichten versuchen sie das soziale Leben und den gesellschaftlichen Zusammenhalt aufrecht zu erhalten. Sie versuchen zu verhindern, dass der Überlebenskampf zu einem Kampf „Jeder gegen Jeden“ wird, dessen Nutznießer nur die Populisten der extremen und faschistischen Rechten wären. 


Die Aktivitäten der sozialen Selbsthilfe sind vielfältig: Sie unterstützen Kinder durch Nachhilfeunterricht Sie sorgen dafür, dass Menschen, die ihr Stromrechnungen nicht begleichen konnten, wieder an das Netz angeschlossen werden Sie produzieren Lebensmittel und verteilen sie solidarisch Sie verteilen Lebensmittelrationen an Bedürftige und organisieren Volksküchen Sie organisieren Lebensmittelmärkte unter Ausschluss des Zwischenhandels Sie bauen ambulante und solidarische Gesundheitszentren auf.

So entstanden aus der Not erste Ansätze einer alternativen Ökonomie, in der nicht Gewinn- und Renditeerwartungen, sondern die Erfüllung der Bedürfnisse der EinwohnerInnen und Produzenten_innen die Triebkraft sind. Letztendlich sorgten gerade diese Basisprojekte, mit ihrer Arbeit und ihren Protesten, auch für den Politikwechsel 2015. 

Mit der Wahl von Syriza waren viele Hoffnungen verbunden, was ist davon geblieben? Wie halten diese selbstorganisierten Strukturen ihre internen Spannungen aus, wo Menschen unterschiedlicher politischer Überzeugung zusammenarbeiten? Schaffen sie es sich ihre Autonomie zu bewahren? Sind diese Projekte wirklich „ein Baustein für eine neue Gesellschaft“ - oder werden die Interessen der Menschen wieder an eine Regierung delegiert? 

Diese Fragen möchten wir mit Aktivist_innen vom Nachbarschaftszentrum in Perama; von den unabhängigen „Kliniken der Solidarität“ in Thessaloniki und „solidarity4all“ aus Athen diskutieren.

Nähere Informationen zu den Projekten findet ihr auf: http:\\one-struggle.site36.net 

Kurzbeschreibungen der Projekte 

Das Netzwerk „Solidarity for all“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, die vielfältigen Selbsthilfeinitiativen durch Rat und Tat zu unterstützen und den Erfahrungsaustausch untereinander zu fördern. Sie will zugleich dieser breiten und vielfältigen Bewegung auch landesweit eine politische Stimme verleihen ohne in die Einzelinitiativen hineinzuregieren oder die politische Vielfalt in einem parteipolitischen Sinne zu zentralisieren. 

Kliniken der Solidarität 
Dutzende von solidarischen Gesundheitseinrichtungen sind in den letzten Jahren landesweit entstanden. Wie dringend notwendig das Engagement in der Klinik der Solidarität ist, das verdeutlichen die nackte Zahlen: 3 Millionen Menschen (über ein Viertel der griechischen Bevölkerung) sind mittlerweile aus den Sozialversicherungen und damit auch der Krankenversicherung heraus gefallen. Die Kliniken versuchen durch ehrenamtliches Engagement vieler Ärzt_innen, Pfleger_innen u.s.w. eine unentgeldliche Gesundheitsversorgung aufzubauen, welche sich an den tatsächlichen Bedürfnissen der Menschen ausrichtet und nicht an Interessen der Pharmalobbys oder die des Haushaltsplanes gekoppelt ist. 

Das Nachbarschafts- und Arbeitslosenzentrum Perama Die Gemeinde Perama liegt zwischen Athen und Piräus und hat mit die höchste Arbeitslosenquote (ca 80 %) in Griechenland. Das unabhängige Arbeitslosenzentrum aus Perama wurde 2011 gegründet. Ziel dieser Vernetzung und des Zentrums war es, die Grundbedürfnisse der Nachbarschaft gemeinsam zu organisieren. Neben Hausaufgabenhilfe, Essensausgaben und Beratungen, vermitteln sie auch Kontakte zu Gruppen, welche die Stromversorgung "illegal" wieder herstellen, nachdem die Haushalte wegen Schulden vom Netz abgeklemmt wurden.

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